Bericht Ratgeberaktion „Pflege“ am 18.09.2014

Die meist gestellten Leserfragen beim Expertentelefon „Pflege“ am 18.09.2014

Ich zahle schon so viele gesetzliche Abgaben auf meinen Bruttolohn, meine Spielräume für private Pflegevorsorge beispielsweise sind nur noch gering. Was sollte ich (40 Jahre) sinnvollerweise in eine solche private Vorsorge investieren, damit sie mir später im Falle eines Falles etwas bringt – und wie finde ich überhaupt den für mich passenden Tarif?

Athanasios Almbanis, Experte für Pflegevorsorge und Pflegeversicherung bei der DFV Deutsche Familienversicherung AG, Frankfurt am Main: Auch bei begrenztem Budget sollte man sich zunächst die Leistung und dann den Preis anschauen. Eine gute Absicherung – etwa in Form einer Pflegetagegeldversicherung – lässt sich in dieser Altersstufe bereits mit einem Monatsbeitrag um 40 Euro aufbauen. Wichtig ist vor allem ein persönliches Beratungsgespräch, in dem beispielsweise unsere Experten Ihre Erwartungen und Ihren Bedarf mit Ihnen erörtern.

Ich bin 48 Jahre alt und besitze bislang keine private Pflegezusatzversicherung, nun möchte ich aber eine abschließen. Wozu raten Sie mir? Was halten Sie vom „Pflege-Bahr“?

Athanasios Almbanis: Pflege-Bahr, am besten in Kombination mit einer Ergänzungsdeckung, ist gerade für jüngere Menschen hochinteressant. Bei niedrigem Eintrittsalter bietet diese Produktvariante schon für geringe Beträge einen sehr guten Schutz. Ab einem Eintrittsalter von 35 bis 40 Jahren empfehle ich einen ungeförderten Tarif. Denn ab dieser Altersklasse reicht die Versicherungsleistung der Pflege-Bahr-Tarife nicht mehr aus, um die finanzielle Pfleglücke wirksam zu schließen.

Bei meinem 75-jährigen Vater habe ich den Verdacht auf eine dementielle Erkrankung. Welche Symptome sollten einen veranlassen, den Facharzt aufzusuchen?

Bernd Meißnest, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Geriatrie. Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie in Gütersloh: Generell sollte man bei Symptomen wie einer zunehmenden Vergesslichkeit, Orientierungsstörungen, Störungen der Merkfähigkeit und Konzentration sowie Einschränkungen in der Durchführung von alltäglichen Abläufen – wie beim Kochen, Putzen, Einkaufen, der Wahrnehmung von Kontakten – zur weiteren Abklärung einen Facharzt konsultieren.

Die Pflege meiner dementen Schwiegermutter bei uns zu Hause überfordert mich zusehends. Ich habe den Eindruck, ihr nichts recht machen zu können, sie scheint mir sehr undankbar zu sein. Wie gehe ich damit um – und ist das Heim die einzige Alternative?

Bernd Meißnest: Aufgrund des Voranschreitens der Demenz und den wachsenden Aufgaben der Pflege und Betreuung entwickelt sich oftmals schleichend eine Überforderung. Besonders im Kontakt zwischen der betroffenen Person und dem pflegenden Angehörigen können Konflikte entstehen. Die betroffene Person realisiert nur schwer ihre Einschränkungen und die Notwendigkeit der Unterstützung, so dass dann auch Dankbarkeit kaum vermittelt werden kann. Vor einem grundsätzlichen Wohn- und Lebensraumwechsel der dementen Person sollte man sich dem ambulanten Hilfenetz wie ambulanter Pflege, Tagespflege oder Kurzzeitpflege bedienen. Das Heim ist oft ein Schritt, der für alle Beteiligten so schwierig ist, dass daraus weitere Konflikte entstehen.

Meine Mutter wird demnächst vom Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK) begutachtet. Wie können wir uns darauf vorbereiten, um eine faire Pflegestufe zu bekommen?

Andrea Schneider, Referatsleiterin der Pflegekasse bei der KKH Kaufmännischen Krankenkasse, Hannover. Expertin für Unterstützungsleistungen im Pflegefall: Damit sich der MDK einen umfassenden Überblick über den Hilfebedarf verschaffen kann, sollten Sie sich bereits im Vorfeld notieren, in welchen Bereichen Hilfestellungen benötigt werden und welche Zeiten dafür erforderlich sind. Dabei kann ein Pflegetagebuch – Download etwa unter www.kkh.de – behilflich sein. Die ständige Pflegeperson oder eine Person, die zum aktuellen Hilfebedarf Auskunft geben kann, sollte bei der Begutachtung anwesend sein.

Meine Eltern werden allmählich pflegebedürftig, sollen und wollen aber zu Hause wohnen bleiben. Ich möchte nun zuerst einen ambulanten Pflegedienst beauftragen, der ab und an nach dem Rechten schaut. Wie gehe ich dabei vor, wie finde ich einen guten Dienst?

Andrea Schneider: Bei unserem „Pflegelotsen“ beispielsweise finden Sie Informationen über Angebote von Leistungserbringern im Bereich der ambulanten und stationären Pflege und können diese miteinander vergleichen. Es gibt Angaben zu Struktur, Preisen, Kontaktdaten sowie weitere wichtige Informationen über die Qualität der Pflegeeinrichtungen – den sogenannten Pflegenoten.

Ich fühle mich als Frau für die Pflege meiner Eltern verantwortlich, meine beiden Brüder empfinden diese Verantwortung nicht. Andererseits muss ich meinen Job und meine eigene Familie damit unter einen Hut bringen. Was raten Sie mir?

Christine Sowinski, Krankenschwester, Diplom-Psychologin, Pflegeexpertin, Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln: Sie sollten sich unbedingt gemeinsam an einen Tisch setzen und besprechen, wer etwas für die Eltern tun kann. Auf keinen Fall sollten Sie sich darauf einlassen, dass Sie die einzige Ansprechperson sind. Manches Familienmitglied braucht auch eine Zeitlang, um sich in diese Situation hineinzufinden. Darüber hinaus wird oft die Leistungsfähigkeit von ambulanten Diensten unterschätzt – ähnlich wie das ehrenamtliche und freiwillige Engagement von anderen Bürgern.

Ich beabsichtige, meine kranke Mutter zu Hause zu pflegen. Habe ich im Vorfeld einen Anspruch auf eine Pflegeberatung?

Christine Sowinski: Ja, die haben Sie, in erster Linie erhalten Sie Informationen vom Hausarzt und von der Kranken-/Pflegekasse des Betroffenen. Darüber hinaus empfehle ich, viele unterschiedliche Meinungen einzuholen, wie beispielsweise bei Pflegestützpunkten, ambulanten Diensten/Sozialstationen, beim Amt für Altenhilfe und bei Selbsthilfegruppen wie zum Beispiel die Alzheimergesellschaft.