Rheuma – Entzündungen stoppen und Gelenke erhalten

Den Winter zu genießen, fällt vielen Rheumatikern schwer, denn bei nasskalter Witterung leiden die Betroffenen verstärkt unter Schmerzen.  Foto: djd/MSD/detailblick/fotolia.com
Den Winter zu genießen, fällt vielen Rheumatikern schwer, denn bei nasskalter Witterung leiden die Betroffenen verstärkt unter Schmerzen.
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Den Winter zu genießen, fällt vielen Rheumatikern schwer, denn bei nasskalter Witterung leiden die Betroffenen verstärkt unter Schmerzen. Bislang hat die Wissenschaft noch keine eindeutige Erklärung für dieses Phänomen gefunden. Möglicherweise können jedoch seelische Verstimmungen, die in den Wintermonaten auftreten, dazu beitragen, dass Gelenkschmerzen stärker wahrgenommen werden. Ebenso kann die Tatsache, dass sich auch Rheuma-Patienten in der dunklen Jahreszeit weniger bewegen, ein weiterer Grund für das häufigere Auftreten von Gelenkbeschwerden sein. Doch Betroffene müssen dies keineswegs hinnehmen, denn mit einer individuell angepassten Behandlung können die Beschwerden zunehmend in den Hintergrund treten.

Bei Beschwerden frühzeitig handeln

Oberstes Gebot für eine zeitgemäße Rheumatherapie ist frühzeitiges Handeln. Erst seit einigen Jahren ist Medizinern klar, was es bedeutet, wenn die Diagnose für entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie beispielsweise „Rheumatoide Arthritis“ zu spät gestellt wird. Die Patienten leiden dadurch länger unter Schmerzen und auch für die Langzeitprognose der Erkrankung ist dies entscheidend. „Wir sprechen dabei von einem „Window of Opportunity“, einem Zeitfenster zu Beginn der Krankheit, in dem wir die Chance haben, die Erkrankung noch optimal zu behandeln“, erläutert Dr. med. Peer Malte Aries. Würden die Medikamente zu spät eingesetzt, benötigen die Patienten oft stärkere Präparate oder müssen mit irreparablen Gelenkzerstörungen leben, führt der in einer Schwerpunktpraxis für Rheumatologie in Hamburg niedergelassene Internist weiter aus.

Entzündungshemmung ist Schwerpunkt der Therapie

Zu den maßgeblichen Aufgaben von Rheumatologen wie Dr. Aries gehört es, den Krankheitsverlauf jedes einzelnen Patienten so genau wie möglich einzuschätzen und dementsprechend eine Therapie zusammenzustellen. Reine Schmerzmedikamente kommen dabei insbesondere unterstützend zum Einsatz. Wie der Experte berichtet, werden rheumatische Erkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis heute vor allem mit entzündungshemmenden, individuell abgestimmten Therapien behandelt. Moderne Medikamente könnten dabei sogar einen Stillstand der Erkrankung erreichen, die mit dem vollständigen Rückgang von Schwellungen und Schmerzen sowie den Entzündungsparametern im Blut und beim Röntgen einhergeht.

Innovative Behandlungsmöglichkeiten bringen neue Chancen

„Patienten, die trotz der ersten rheumatologischen Medikamente, den sogenannten Basistherapien, immer noch Entzündungszeichen im Körper haben, können auf neuartige Biologika wie TNF-alpha-Blocker eingestellt werden“, erläutert Dr. Aries: „Sie haben das Potenzial, die Krankheit nicht nur – wie bisher üblich – positiv zu beeinflussen, sondern tatsächlich bei einem größeren Anteil der Patienten effektiv zu stoppen.“ Grundsätzlich zielten die Präparate darauf ab, den Entzündungsbotenstoff TNF-alpha zu blockieren. Dabei sei der genaue strukturelle Aufbau des jeweiligen Hemmstoffs entscheidend für die Dauer und Intensität der Wirkung, weiß der Gelenkspezialist. Davon hänge die Dosis und die Häufigkeit der Therapie ab, die in verschiedenen Zeitabständen wie beispielsweise nur einmal im Monat und mittlerweile auch selbstständig und unkompliziert zu Hause gegeben werden kann.

Psychische Belastung reduzieren

Da entzündlich-rheumatische Erkrankungen trotz innovativer Behandlungsmöglichkeiten nicht heilbar sind, gehen sie neben körperlichen Einschränkungen häufig mit seelischen Belastungen einher. Die Beschwerden können von allgemeiner Erschöpfung bis zu Depressionen reichen und eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität nach sich ziehen, berichtet Dr. med. Harald Tremel. Der Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie im Rheumazentrum des Asklepios Gesundheitszentrums Hamburg-Harburg rät Betroffenen, ihren behandelnden Arzt anzusprechen, damit er möglicherweise weitere Therapeuten – beispielsweise für Psychotherapie oder auch Physiotherapie – hinzuziehen kann. „Moderne Therapieansätze haben gezeigt, dass wir heute in der Lage sind, auch die Begleitsymptomatik zu bessern oder gar ganz zu beseitigen“, so Dr. Tremel.

Anreize für körperliche Aktivitäten schaffen

Um die Beweglichkeit auf Dauer zu erhalten, reicht es nicht, wenn Patienten einmal pro Woche zur Physiotherapie gehen. Vielmehr ist Eigeninitiative gefragt. Prof. Dr. med. Angela M. Gause empfiehlt allen, die ihren inneren Schweinehund nur schwer überwinden können, sich „Verbündete“ zu suchen und körperliche Aktivitäten mit dem Partner, den Kindern oder Freunden durchzuführen. Ein von der Rheumaliga in vielen Städten angebotenes Funktionstraining könne ebenso sinnvoll sein. „Feste Termine, finanzielle Beteiligung und Spaß in der Gruppe sind dabei eine gute Motivation für eine regelmäßige Teilnahme“, rät die Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie im MVZ für Rheumatologie und Autoimmunmedizin in Hamburg. Zusätzlich rät die Expertin, sich selbst Anreize durch Belohnungen zu schaffen: „Gönnen Sie sich nach fünf Aktivitäten einen Kino- oder Saunabesuch oder etwas Besonderes, das Ihnen Freude bereitet.“