Energieeffizientes Wohnen: Kritische Beleuchtung klimafreundlicher Maßnahmen

Bild von 13902 auf Pixabay

Laut Klimazielen soll Deutschland im Jahr 2045 klimaneutral sein. So sieht es das neue und verschärfte Klimaschutzgesetz vor, dem der Bundestag im Juni 2021 zugestimmt hat. Der Energiesektor gehört zu den Bereichen mit den meisten Emissionen. Durch energieeffizientes Wohnen können auch private Haushalte ihren Beitrag leisten. Allerdings ist ein kritischer Blick auf entsprechende Maßnahmen entscheidend, um möglichst klimafreundliche Lösungen zu erhalten und keine Mogelpackungen. Die hier arrangierten Beispiele machen auf einige Widersprüche aufmerksam. 

Strom – sauberer Antrieb für Wärmepumpen?

Das Heizen mit Wärmepumpe gilt als klimafreundlich und die zukunftssichere Alternative zu fossilen Energieträgern wie Erdöl. Der Grund: Etwa drei Viertel der Energie wird aus der Umwelt gewonnen – wie beispielsweise aus der Luft, dem Grundwasser sowie dem Erdreich – und als Heizenergie an das Gebäude abgegeben. „Um die kostenlose Umweltwärme nutzbar zu machen, benötigen Wärmepumpen lediglich einen kleinen Anteil Strom für Antrieb und Pumpe“, erklärt der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. in einem Informationsbeitrag zur Funktionsweise der Anlagen.

Und genau hier ergibt sich ein elementarer Knackpunkt, wenn es um kompromissloses energieeffizientes Wohnen geht: Die Antriebsenergie. Obwohl die Umweltenergie, die Wärmepumpen nutzbar machen, das klimafreundliche Heizen ermöglicht, muss auch die Energiequelle für den Antrieb kritisch unter die Lupe genommen werden. Stammt der Strom hierfür beispielsweise aus dem Kernkraftwerk, steht das im direkten Widerspruch zum eigentlichen Umweltschutzgedanken. Ökostrom wäre für eine nachhaltige und ganzheitliche Herangehensweise das Minimum. Doch auch bei scheinbar grünem Strom ist Vorsicht geboten, weil einige Energieerzeuger nach wie vor Greenwashing betreiben und lediglich ein Bruchteil ihres Angebots tatsächlich Erneuerbare Energien fördert. Der Rest der Einnahmen stammt aus Kohle- und Kernkraft. Das Ergebnis ist eine Pseudo-Nachhaltigkeit.

Nicht zu vergessen bei der Auswahl des Energieversorgers ist die Tatsache, dass selbst erneuerbare Energien teilweise mit negativen Auswirkungen auf das Ökosystem in Verbindung stehen. Dies trifft auf die Wasser- und Windenergie zu, weil aufgrund der Kraftwerke viele Fische und Vögel verenden. Aus diesem Grund steigt vielerorts die Nachfrage nach einem sinnvollen Mix aus Ökostrom und Veganismus. Wie das deutsche Energieunternehmen GreenStone Energy online erklärt, schließt veganer Ökostrom Tierleid bei der Energieproduktion aus. Auf der Internetseite zur veganen Ökostrom-Marke erklärt das Unternehmen sowohl Photovoltaik und Geothermie als auch Gezeitenkraft zur tierfreundlichen Alternative. „Geothermie- und Gezeitenkraftwerke greifen nur in sehr begrenztem Maße in ihre Umgebung ein, am geringsten sind aber die Auswirkungen der Solarenergie.“

Heizen mit Abwasser

Eine weitere, kritische Situation ergibt sich im Bereich des Wasserverbrauchs von Haushalten. In vielen Gebäuden kommen zwar energieeffiziente Heizungen und Dämmungen zum Einsatz, um den Energiebedarf zu minimieren. Aber der Umgang mit Wasser bleibt in mehrfacher Hinsicht verschwenderisch. Soll das Konzept des energieeffizienten Wohnens jedoch ganzheitlich realisiert werden, müssen auch hier alle Aspekte in künftige Maßnahmen einbezogen werden. 

Das Potenzial von Abwasser zur Energierückgewinnung wurde lange unterschätzt beziehungsweise gänzlich vernachlässigt. Heute steht fest, dass mit der thermischen Energie ein nicht zu unterschätzender Teil des Energiebedarfs gedeckt werden kann. Schließlich beträgt die Temperatur des Abwassers, das zum Beispiel über Duschen und Waschmaschinen in die Kanalisation gelangt, zwischen 10 und 20 Grad Celsius. Kostbare Wärme, die ohne Abwasser-Wärmepumpe ungenutzt bleibt. Auf dem Landesportal des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württembergs wurde ein Fachartikel zum Heizen mit Abwasser des Vereins InfraWatt veröffentlicht, welcher sich unter anderem der Förderung der Energieproduktion und -nutzung aus Abwasser und Abwärme widmet. Der Artikel erläutert, dass Abwasserwärmenutzungsanlagen nicht nur für Kommunen und Unternehmen interessant sind, sondern auch für Mehrfamilienhäuser.

Tipp – Regenwasser statt Trinkwasser:

  • Trinkwasser kommt in Deutschland direkt aus dem Wasserhahn.
  • Leider wird das kostbare Nahrungsmittel nicht nur zum Trinken, sondern auch für Toilettenspülungen und Waschmaschinen verwendet. Um nur zwei Beispiele zu nennen.
  • Mit einem Hauswasserwerk lässt sich das gesammelte Regenwasser im Haus sinnvoll nutzen.
  • Der Bedarf an Trinkwasser kann damit um bis zu 50 Prozent sinken.
  • Das schont auch die Haushaltskasse.

Kritik an der Dreifachverglasung

Die Fenster von Gebäuden spielen bei der Energieeffizienz eine große Rolle. Die Doppelverglasung brachte in der Vergangenheit einen erheblichen Mehrwert und verringerter die Wärmeverluste in der Heizperiode deutlich. Inzwischen gelten dreifachverglaste Fenster als das Nonplusultra der Wärmedämmung. Der sogenannte Uw-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) wird beim Vergleich gerne herangezogen, um den Wechsel von der Zweifach- auf die Dreifachverglasung zu rechtfertigen. Dieser Wert gibt an, wie viel Wärme ein Fenster durchlässt. Den Fokus allein auf diesen Wert zu richten, kann jedoch negative Folgen für das energieeffiziente Wohnen haben:

  • Aufgrund der Dreifachverglasung kann die Sonnenenergie die Wohnräume an sonnigen Tagen weniger gut erwärmen, was in der Heizperiode den Energiebedarf in die Höhe treibt.
  • Der Nutzen der kostenlosen solaren Energie sinkt.
  • Weil dies insbesondere auf der Südseite von Gebäuden ein Nachteil ist, sollte hier auf spezielle Fenster mit hohem G-Wert geachtet werden.
  • Sie weisen einen höheren Gesamtenergiedurchlassgrad auf und erlauben die effiziente Nutzung der Sonnenwärme.

Wie die hier genannten Beispiele verdeutlichen, sollten sich Hausbesitzer demnach nie auf einseitige Vorteilsbekundungen und Werbeversprechen verlassen, sondern effizienzsteigernde Maßnahmen stets kritisch hinterfragen. Das kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern hilft gleichzeitig Kosten zu sparen.