Der Hallimasch macht Bäumen den Garaus

Mit seinen bisher bekannten 30 Arten in vielen Form- und Farbvarianten sind die Hallimasche weltweit von den gemäßigten bis zu den tropischen Zonen anzutreffen. In Europa sind sieben Arten Hallimasche vertreten.

Zeit des Erkennens

In der Zeit von September bis in den Dezember wachsen in Deutschland die Fruchtkörper, die Hallimaschpilze, ein sichtbares Alarmsignal für die Anwesenheit des Hallimaschs: DER HALLIMASCH MACHT BÄUMEN DEN GARAUS.

Für Forstleute und Obstbauern herrscht dann je nach Standort die Alarmstufe „ROT.“ Die Hölzer aller Art haben viele Feinde, einer der heimtückischsten seiner Art ist der Hallimasch. Lange bevor er sich zeigt oder bemerk wird, hat er bereits ganze Arbeit geleistet.

Hat er lebende Bäume befallen, besteht keine Chance zur Rettung der befallenen Gehölze. Nur – die Tür zur Schadensbegrenzung ist noch einen Spalt breit offen. Alle befallenen Bäume müssen so schnell wie möglich geschlagen werden, das Wurzelwerk samt Verzweigung ausgehoben und entsorgt werden. Geschieht das nicht, setzt der Hallimasch sein zerstörerisches Werk fort.

Nutzlos – nützlich

Dabei ist der Hallimasch unter ökologischen Gesichtspunkten sogar ein nutzbringender Pilz, der im Wald zur Mikroflora unbedingt dazu gehört. Er baut in großen Mengen totes Holz ab und hilft so bei der Verjüngung des Waldökosystems.

Von den 30 weltweit bekannten Hallimascharten nachstehend die sieben Arten, die in Europa vorkommen:

  • Nördlicher Hallimasch Armillaria borealis
  • Zwiebelfüßiger Hallimasch Armillaria cepistipes
  • Moor-Hallimasch Armillaria ectypa
  •  Fleischfarbener Hallimasch Armillaria gallica
  • Honiggelber Hallimasch Armillaria mellea
  • Dunkler Hallimasch Armillaria solidipes /syn. Armillaria ostoyae
  • Ringloser Hallimasch Armillaria tabescens

Nicht wählerisch

Der Pilz befällt Nadel- und Laubhölzer gleichermaßen, auch Sträucher und Hecken sind vor ihm nicht sicher. Selbst an Kartoffeln soll er sich schon vergriffen haben. Er dringt ein in totes und lebendes Holz. So entstanden in der Vergangenheit auch erhebliche Schäden an geschlagenem, lagerndem Fichten-Rundholz, dass zur Abwendung der Borkenkäferplage beregnet wurde. Die Wärme und Feuchtigkeit begünstigten den Hallimaschbefall, wertvolles Nutzholz wurde zerstört.

Die Pilze leben parasitär in ihren Wirten, entziehen ihnen die Nährstoffe und schwächen so das Wachstum und die Widerstandskraft und sie verursachen eine Weißfäule. Die Werkzeuge der Hallimasche bei ihrem teuflischen Vorgehen sind die braunschwarzen Rhizomorphen, diese können jährlich bis zu drei Meter in die Länge wachsen, sowie die weißen Fächermyzelien.

Diese dringen über kleinste Verletzungen im Wurzelwerk ungehindert in die Bäume ein. Sie sind Ursache für die Wurzel- und Stammfäule oder sie nisten sich zwischen Stamm und Rinde ein und breiten sich roßflächig aus, vernichten das Kambium, führen das langsame Absterben der Bäume herbei.

Da der Hallimasch fast nur schwache Hölzer infiziert, ist es sinnvoll die Bestände zu kontrollieren, Stressfaktoren zu minimieren (Staunässe, Trockenheit, Schädlingsbefall usw.). Eventuell kränkelnde Bäume rechtzeitig beseitigen. Vorbeugen ist die einzige Möglichkeit, Schlimmeres zu verhindern, denn heilen kann man nicht.

Bisher resistent gegen diesen Pilzbefall und nicht befallen werden in Deutschland nur Eiben- und Weißtannenbestände.

Hallimasch-Befall

  • vermindertes Wachstum der Triebe und kleinere Blättern
  • im Fortschreiten des Befalls Verfärbung des Blatt- und Nadelwerks
  • vorzeitiger Nadel-/Laubblattfall im Bereich der Krone von außen nach innen
  • starke Zapfen- bzw. Fruchtbildung, ein Jahr bevor der Baum abstirbt, die Samen sind kleiner ausgebildet
  • bei Nadelbäumen in Bodennähe oft Harzaustritt

Flächendeckend

Bei einem rätselhaften, großflächigen Waldsterben in einem National Park in Oregon entdeckten Wissenschaftler ein Myzel von einem Hallimasch (Armillaria ostoyae) , das hatte eine Ausdehnung von etwa 880 Hektar, ein errechnetes Alter von ca. 2.400 Jahren und einem Gewicht von etwa 600 Tonnen, wahrscheinlich der größte bisher entdeckte Pilz. Europa kann da nicht ganz mithalten. 500 bis 800 Meter Durchmesser, 35 Hektar Fläche und einem Alter von etwa 1.000 Jahren ist auch nicht ohne, entdeckt wurde dies Exemplar in der Schweiz in der Nähe des Ofenpasses.

Außergewöhnlich

Dabei sind die Hallimasche gar keine dunklen Gesellen. Ganz im Gegenteil in stockdunkler Finsternis leuchten sie, ihre Myzelien haben die Fähigkeit zu Biolumineszenz, eine Reaktion des Luciferins mit der Luciferase und dem Sauerstoff, die Licht erzeugt.

Als Speisepilz hat der Hallimasch in Deutschland an Bedeutung verloren. Das mag an der komplizierten Zubereitung liegen und die Aussage, dass er im rohen Zustand giftig ist, fördert sicher nicht seine Beliebtheit.

Zum guten Abschluss noch eine kleine Randbemerkung. Der Name „Hallimasch“ fällt so ganz aus dem Rahmen der üblichen Pilznamen. Früher wurde der Hallimasch gern bei Verstopfungen des Darmes als Medizin verabreicht und auch gegen Hämorrhoiden soll er geholfen haben. So entstand der Name „Hall-im-asch“ schlicht und ergreifend aus dem Urdeutschen „Heil-im-Arsch.“