BERICHT RATGEBERAKTION „Wechseljahre“ am 18.10.2017

Hitzewallungen, Schlafstörungen und Gewichtszunahme – Experten erläutern, was gegen Wechseljahresbeschwerden hilft

Östrogene beeinflussen auch das Aussehen, zum Beispiel das Haarwachstum und die Fettverteilung am Körper. Deshalb ist eine gefühlte Verbesserung der Attraktivität häufig ein positiver Zusatzeffekt der Behandlung. - Foto: djd/thx
Östrogene beeinflussen auch das Aussehen, zum Beispiel das Haarwachstum und die Fettverteilung am Körper. Deshalb ist eine gefühlte Verbesserung der Attraktivität häufig ein positiver Zusatzeffekt der Behandlung. - Foto: djd/thx

Eine Hormontherapie (HRT) ist nach wie vor die einzige Behandlungsmethode, mit der sich Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen ursächlich behandeln lassen. Doch über die mit der Therapie möglicherweise verbundenen Risiken herrscht oft Unsicherheit. Während die HRT in den 90er-Jahren verbreitet eingesetzt worden ist, wurde sie nach der WHI-Studie Anfang der 2000er eher negativ bewertet. Welche Anwendungsmöglichkeiten Experten heute bei einer Hormontherapie empfehlen, bei welchen Beschwerden sie helfen kann, was sich durch neue Behandlungsformen verbessert hat und worauf Frauen achten sollten, erklärten vier Frauenärztinnen und -ärzte bei unserer großen Ratgeberaktion.

Am Telefon und im Chat saßen

Dr. med. Karin von Puttkamer, niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Bad Soden am Taunus

Dr. med. Jürgen Nutbohm, niedergelassener Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Korntal-Münchingen

Dr. med. Kecia Schleyer, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im goMedus Gesundheitszentrum Berlin

Dr. med. Catharina Luhr, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im goMedus Gesundheitszentrum Berlin

Schluss mit dem Hormonchaos

Bezüglich der zeitweilig negativen Bewertung der HRT konnte Dr. Karin von Puttkamer für Aufklärung sorgen: „Es hat sich viel in der Einschätzung der Hormontherapie geändert. Inzwischen sind die Vorteile wieder allgemein anerkannt und auch durch verschiedenste Studien belegt.

Abgesehen von einigen individuellen Risikosituationen kann daher vor allem bei ausgeprägten Beschwerden nahezu uneingeschränkt zur Einnahme geraten werden.“ Dabei komme es, wie Dr. Jürgen Nutbohm betonte, aber auch auf die Wahl der Präparate und die Darreichungsform an: „Heute sollte die Östrogengabe bevorzugt über die Haut erfolgen und bei Bedarf mit natürlichem Progesteron ergänzt werden. Dadurch sind die Risiken minimal, und der Nutzen überwiegt bei Weitem.“

In der richtigen Dosierung, beispielsweise mit Gynokadin Dosiergel, würden die Hormone dann nicht nur eine erfolgreiche Behandlung von Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen bewirken, sondern hätten auch einen positiven Einfluss auf Haut, Schleimhäute, Haare, Knochen, Gelenke und Durchblutung. Zudem könne sich das Risiko für Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes verringern.

Flexible Dosierung ist möglich

Die Verabreichung des Östrogens über die Haut verringert aber nicht nur die Risiken, sie macht die Behandlung auch individueller. „Die Intensität von Wechseljahresbeschwerden kann phasenweisen Schwankungen unterliegen. Die Anwendung als Gel ermöglicht es, eine individuelle Dosierung für die Beschwerdefreiheit zu finden, die sogenannte ,Wohlfühldosis‘, und sie vorübergehenden Schwankungen anzupassen“, so Dr. Catharina Luhr.

Allerdings solle eine Dosisänderung nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Zudem benötige es unter Umständen etwas Geduld, bevor sich die Wirkung der Therapie zeige: „Es kann durchaus drei bis vier Wochen, in Ausnahmefällen bis zu sechs Wochen dauern, bis eine Besserung eintritt“, so Dr. Luhr.

Positive Zusatzeffekte

Neben den Hauptsymptomen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen machen vielen Frauen auch noch andere Probleme zu schaffen, beispielsweise eine unschöne Veränderung ihrer Figur und dünnes Haar. Solche Äußerlichkeiten können sehr belasten und zu einem gefühlten Verlust an Attraktivität führen. Dr. Kecia Schleyer empfahl zur Gewichtskontrolle eine Ernährungsumstellung auf kohlenhydratreduzierte Kost sowie Sport zum Muskelaufbau.

Als dritte Säule könne eine Hormontherapie wünschenswerte Zusatzeffekte haben: „Es gibt Studien, die zeigen, dass diese sich positiv auf die Fettverteilung im Körper auswirken kann. Da die Östrogene auch am Haarwachstum beteiligt sind, sind dünner werdendes Haar und zunehmender Haarausfall leider eine natürliche Folge der Menopause. Auch hier kann eine Hormontherapie entgegenwirken“, erläuterte die Gynäkologin.

Östrogene können laut Dr. von Puttkamer außerdem – in Kombination mit anderen geeigneten Maßnahmen – vorbeugend gegen Osteoporose wirken und bei bereits vorliegendem Knochenschwund den weiteren Abbau bremsen. „Allerdings sollte der Therapiebeginn möglichst zeitnah mit dem Beginn der Wechseljahre zusammenfallen, da dann die positiven Effekte insbesondere in Bezug auf das Gefäßsystem und die Knochengesundheit ausgeprägter ausfallen“, ergänzte die Ärztin. Einen weiteren oft nachgefragten Zusatzeffekt hat die HRT jedoch nicht: Sie wirkt nicht als Verhütungsmittel, sodass zur Verhütung hormonfreie Mittel wie Kondome oder eine Spirale verwendet werden sollten.

Weitere Informationen im Internet

Informationen zum Thema Wechseljahre finden sich im Netz etwa beim Berufsverband der Frauenärzte unter http://www.frauenaerzte-im-netz.de/, auf der Website http://www.hormontherapie-wechseljahre.de/ und bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter http://www.frauengesundheitsportal.de/. Die Webseite http://www.experten-im-chat.de/ zeigt ein Chatprotokoll mit Fragen und Antworten zu diesem Thema.

Ein Experte informiert über die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden

Wenn Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen Frauen in den Wechseljahren das Leben schwer machen, stellt sich vielfach die Frage: Hormontherapie oder nicht? Viele Betroffene wünschen sich zwar eine effektive Behandlung ihrer Beschwerden, haben aber gleichzeitig Bedenken bezüglich möglicher Risiken. „Über die Hormontherapie wurde in der Tat über Jahre hinweg kontrovers diskutiert“, sagt dazu Dr. med. Jürgen Nutbohm, Facharzt für Frauenheilkunde, Hormon- und Stoffwechseltherapeut in Korntal-Münchingen. „Ausgangspunkt war die WHI-Studie aus den 1990er-Jahren in den USA, mit sehr widersprüchlichen Daten bezüglich Nutzen und Risiken.“

Neue Daten, moderne Behandlungsformen

Mittlerweile seien jedoch viele Daten dieser Studie neu interpretiert worden. Zudem hätte sich die Art der Hormongabe stark verändert. So würden heute statt hochdosierter Präparate in Tablettenform in erster Linie naturidentische Hormone in niedrigstmöglicher Dosierung gegeben. „Außerdem erfolgt die Östrogengabe am sinnvollsten über die Haut. So ist es möglich, die Risiken stark zu verringern, bei gleichzeitig hoher Effektivität“, so der Experte. Denn bei einer Verabreichung über die Haut, beispielsweise mit Gynokadin Dosiergel, werden nicht nur Magen, Darm und Leber entlastet, auch das Thromboserisiko entfalle weitestgehend.

„Zudem ist eine individuelle Dosisanpassung möglich. Bei Zugabe eines Gelbkörperhormons (Gestagen) zum Schutz der Gebärmutter sollte nach Möglichkeit natürliches Progesteron verwendet werden“, erklärt der Gynäkologe. Natürlich müsse im Vorfeld einer Behandlung immer geklärt werden, ob Stoffwechselerkrankungen, ein erhöhtes Risiko für Thrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall, Brustkrebs oder andere organische Krankheiten vorliegen.

Ruhigere Nächte, bessere Nerven

Bei einer solchen modernen, individualisierten und durch regelmäßige Untersuchungen begleiteten Hormontherapie spricht nach Ansicht von Dr. Nutbohm nichts gegen eine längerfristige Anwendung. Diese könne nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche positiv beeinflussen: „Die Hormone haben eine direkte Wirkung im Gehirn, einmal durch eine verbesserte Durchblutung, aber auch über sogenannte Rezeptoren, an denen sie sich anlagern.“

Beispielsweise könne ein durch sinkende Hormonspiegel bedingter Schlafmangel zu Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression führen. Werden die Schlafstörungen durch einen ausgeglichenen Hormonhaushalt gelindert, kann dies für ruhigere Nächte und damit auch für bessere Nerven sorgen.

Die wichtigsten Leserfragen beim Expertentelefon

Mein Frauenarzt hat mir Hormone verschrieben, und sie helfen auch gut gegen die Beschwerden. Aber er hat mir nicht richtig erklärt, was sie bewirken. Können Sie mir weiterhelfen?

Dr. med. Jürgen Nutbohm, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hormon- und Stoffwechseltherapeut mit eigener Praxis in Korntal-Münchingen: Ihr Frauenarzt hat Ihnen sicherlich Östrogene, gegebenenfalls zusammen mit einem Gelbkörperhormon wie Progesteron verordnet. Diese sind ein Ersatz für die nachlassende Produktion Ihrer körpereigenen Hormone im Eierstock. In der richtigen Dosierung bewirken sie eine Linderung von Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen.

Des Weiteren haben sie einen positiven Einfluss auf Haut, Schleimhäute, Haare, Knochen, Gelenke und fördern die Durchblutung insbesondere in wichtigen Organen wie Herz und Gehirn. Auch das Risiko für Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes kann sich verringern. Heute sollte die Östrogengabe bevorzugt über die Haut erfolgen und bei Bedarf mit natürlichem Progesteron für den Gebärmutterschutz ergänzt werden. Damit sind die Risiken minimal, und der Nutzen überwiegt bei Weitem.

Ich (57) erhalte seit vier Jahren eine Hormontherapie und frage mich langsam, wie lange ich diese noch weiterführen soll? Was wird hier empfohlen? 

Dr. Nutbohm: Das ist davon abhängig, welche Art der Hormontherapie Sie durchführen. Sollten Sie die Hormone in Tablettenform erhalten, würde ich Ihnen empfehlen, dies wegen der relativ hohen Dosierung und der daraus folgenden Belastung der Leber zu ändern. Der sicherste Weg, niedrigdosiertes Östrogen zu verabreichen, ist über die Haut in Form von Pflastern, Spray oder einem Dosiergel. Damit Sie von der Behandlung weiterhin profitieren, würde ich eine längerfristige Anwendung empfehlen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis sollte jährlich vom Frauenarzt überprüft werden.

Meine Heilpraktikerin empfiehlt mir Rotklee- oder Sojapräparate gegen meine Wechseljahresbeschwerden. Sind diese tatsächlich besser als Hormone?

Dr. Nutbohm: Sogenannte Phytoöstrogene wie Rotklee, Soja oder Leinsamen können möglicherweise manchen Frauen helfen, doch durch ihre schwache Wirkung sind sie meist nicht effektiv genug. Außerdem gibt es kaum wissenschaftliche Daten, die die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit solcher Präparate belegen. Eine niedrigdosierte Hormontherapie mit Östrogengabe über die Haut, gegebenenfalls kombiniert mit natürlichem Progesteron, ist die effektivste und gleichzeitig risikoärmste Art der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden.

Ich bekomme Hormone als Dosiergel. Die Geldosis ist sehr niedrig. Wenn ich doch mal stärkere Beschwerden kriege, nehme ich einfach einen Hub mehr. Ist das okay?

Dr. med. Catharina Luhr, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Fachbereich Gynäkologie des goMedus Gesundheitszentrums Berlin-Charlottenburg: Grundsätzlich sollten Sie vor einer Dosisänderung Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin halten. Die Intensität von Wechseljahresbeschwerden kann aber phasenweisen Schwankungen unterliegen. Die Anwendung als Gel ermöglicht es, eine individuelle Dosierung für Beschwerdefreiheit, die sogenannte ‚Wohlfühldosis‘, zu finden und sie vorübergehenden Schwankungen anzupassen.

 Ich bin 54, habe extreme Hitzewallungen und bin mehrmals pro Stunde nassgeschwitzt. Vor zwei Wochen habe ich eine Hormontherapie angefangen, aber ich spüre noch keine Besserung. Wie lange kann es dauern, bis ich etwas merke? 

Dr. Luhr: Es kann durchaus drei bis vier Wochen, in Ausnahmefällen bis zu sechs Wochen dauern, bis eine Besserung eintritt. Sollte dann immer noch nichts passieren, würde ich den Hormonspiegel im Blut bestimmen lassen und gegebenenfalls eine andere Darreichungsform erwägen.

Ich bekomme neben Östrogen noch Progesteron, das ich aber nicht die ganze Zeit nehmen soll, sondern nur 12 Tage im Monat. Leider vergesse ich das manchmal oder fange zu spät an. Ist das schlimm? 

Dr. Luhr: Um eine Zyklusstabilität und einen wirksamen Schutz der Gebärmutterschleimhaut zu erreichen und Zyklusstörungen zu vermeiden, ist es sinnvoll, die empfohlenen Zeiten einzuhalten. Eine vereinzelt vergessene Progesteroneinnahme ist aber nicht wirklich schlimm. Warum lassen Sie sich nicht von Ihrem Handy oder einer App an die Einnahme erinnern?

Muss ich (49) eigentlich noch verhüten, wenn ich Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden nehme? 

Dr. med. Kecia Schleyer, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Fachbereich Gynäkologie des goMedus Gesundheitszentrums Berlin-Charlottenburg: Eine Hormontherapie ist grundsätzlich kein Verhütungsmittel, sie unterdrückt keinen Eisprung. In dieser Phase ist es gegebenenfalls sinnvoll, zusätzlich ein hormonfreies Verhütungsmittel wie Kondome oder die Spirale einzusetzen. Ob das im Einzelfall nötig ist, hängt jedoch von Ihrem individuellen Hormonstatus und der Art Ihrer Hormonbehandlung ab.

Zögert man mit einer Therapie nicht die hormonelle Umstellung hinaus? Was passiert, wenn ich nach fünf Jahren Behandlung die Hormone absetze? 

Dr. Schleyer: Die Hormontherapie hat keinen Einfluss auf die Funktion der Eierstöcke. Sie führt nur dem Körper das zu, was dieser nicht mehr produziert. Bei der Hormontherapie geht es also nicht darum, die physiologische Hormonumstellung hinauszuzögern, sondern die durch Östrogenmangel bedingten Beschwerden zu beseitigen. Ein Absetzen der Behandlung, zu welchem Zeitpunkt auch immer, kann wieder die ursprünglichen Beschwerden hervorrufen. Daher ist es sinnvoll, die Dosis langsam zu senken. Dabei kann man gemeinsam mit dem Arzt feststellen, ob man mit einer niedrigeren Dosis zurechtkommt oder ganz mit der Behandlung aufhören kann. Außerdem ist davon abzuraten, die Hormone abrupt abzusetzen, da dies die Thrombosegefahr erhöht.

Seit meiner letzten Monatsblutung habe ich (56) schon acht Kilo zugenommen, alles am Bauch, und meine Haare werden immer dünner. Ich fühle mich so hässlich. Warum ist das so und können Hormone da helfen? 

Dr. Schleyer: Durch die Hormonumstellung in den Wechseljahren verändern sich der Stoffwechsel und auch die Fettverteilung. Man braucht etwa 300 kcal am Tag weniger als zuvor. Gleichzeitig kommt es zu einer Fettumverteilung von den Hüften zum Bauch. Dies ist bedingt durch den Rückgang der Östrogenproduktion und dem damit verbundenen relativen Überschuss an männlichen Hormonen. Hier hilft erstens eine Ernährungsumstellung, die auf eine Reduktion des mittleren Insulinspiegels abzielt, zum Beispiel kohlenhydratreduzierte Kost.

Zweitens sollte man zum Kalorienabbau und Muskelaufbau Sport treiben. Eine dritte Säule kann eine Hormontherapie sein. Es gibt Studien, die zeigen, dass diese sich positiv auf die Fettverteilung im Körper auswirken kann. Da die Östrogene auch am Haarwachstum beteiligt sind, sind dünner werdendes Haar und zunehmender Haarausfall leider eine natürliche Folge der Menopause. Auch hier kann eine Hormontherapie entgegenwirken, zudem gibt es lokale Behandlungen der Kopfhaut.

Meine Mutter hat ihre Hormontherapie damals wegen möglicher Risiken abgebrochen. Ist das heute anders und was muss ich beachten? 

Dr. med. Karin von Puttkamer, niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit Praxis in Bad Soden am Taunus: Es hat sich viel in der Einschätzung der Hormontherapie geändert. Zu Unrecht sind die Hormone viele Jahre stark angefeindet worden. Inzwischen sind die Vorteile der Hormontherapie wieder allgemein anerkannt und auch durch verschiedenste Studien belegt. Abgesehen von einigen individuellen Risikosituationen kann daher vor allem bei ausgeprägten Beschwerden nahezu uneingeschränkt zur Einnahme geraten werden. Allerdings sollte der Therapiebeginn möglichst zeitnah mit dem Beginn der Wechseljahre zusammenfallen, da dann die positiven Effekte insbesondere in Bezug auf das Gefäßsystem und die Knochengesundheit ausgeprägter ausfallen.

Mit 58 leide ich bereits an starker Osteoporose und bekomme Vitamin D. Kann hier eine Östrogentherapie zusätzlich helfen? 

Dr. von Puttkamer: Generell lässt sich sagen, dass die Östrogene in Bezug auf Osteoporose vorbeugend wirken. Sie aber leiden schon unter starker Osteoporose und sollten Ihren Arzt daher auf eine osteoporosespezifische Therapie ansprechen. Die alleinige Einnahme von Vitamin D ist sicher nicht ausreichend. Eine zusätzliche Östrogentherapie kann, falls keine Kontraindikationen vorliegen, trotzdem noch sinnvoll sein, da sich so der weitere Knochenabbau eventuell verringern lässt.

Ich dachte immer, gegen Wechseljahresprobleme bekommt man Östrogen. Meine Ärztin hat mir aber jetzt wegen meiner Schlafstörungen Progesteron verschrieben. Ist das richtig?  

Dr. von Puttkamer: Wenn Sie damit alleine wieder gut schlafen können und darüber hinaus keine weiteren Beschwerden haben, ist das Progesteron für Sie zurzeit ausreichend. Allerdings benötigen viele Frauen zusätzlich Östrogen, insbesondere wenn die Schlafstörungen durch nächtliche Hitzewallungen verursacht bzw. verschlimmert werden.