Experteninterview zum Thema Katzengesundheit

So haben Sie lange Freude am Stubentiger

Experteninterview zum Thema „Katzengesundheit“

Interview mit Dr. Katrin Busch-Kschiewan, selbstständige Tierärztin mit Schwerpunkt Tierernährung in Wisskirchen, und Petra Twardokus, Diplom-Katzenpsychologin, Verhaltenstherapeutin und Gründerin und Leiterin des P.T. Instituts für Tierpsychologie in Mülheim an der Ruhr

  1. „Katzen würden Mäuse kaufen“ heißt es. Zu welcher Art von Ernährung raten Sie und woran erkennen Katzenhalter qualitativ hochwertiges Futter?

Dr. Katrin Busch-Kschiewan: Grundsätzlich kann man Katzen auf verschiedene Arten ernähren. Neben industrieller Fertignahrung mit Feucht- oder Trockennahrung kann man die Nahrung auch selber herstellen. Bei selbst zubereitetem Futter besteht aber die Gefahr, dass die Ernährung nicht ausgewogen ist. Um eine Mangelernährung zu vermeiden, bietet Fertignahrung heute hervorragende Möglichkeiten, die Gesundheit der Katze und damit auch deren Lebenserwartung positiv zu beeinflussen. Während Trockennahrung gesünder für die Zähne ist, wird Feuchtnahrung oft lieber gefressen. Hochwertige Nahrung spiegelt sich in „wohlgeformten“ Kot der Katze und gesundem Fell wider.

  1. Junge und alte Katzen haben andere Bedürfnisse hinsichtlich der Menge und des Energiegehalts des Futters, aber gibt es auch rassespezifische Unterschiede, die bei der Fütterung zu beachten sind?

Dr. Katrin Busch-Kschiewan: Richtig. Nicht nur das Alter sollte bei der Fütterung berücksichtigt werden, sondern auch die Haltung sowie individuelle Besonderheiten und auch die Rasse. Je besser angepasst eine Nahrung an die Katze ist, desto optimaler wird das Tier ernährt. Die Gesundheit kann auf diesem Wege unterstützt werden und die Katze ist zufrieden.

  1. Manche Katzen neigen dazu, ein paar unerwünschte Pfunde zuzulegen. Was sind die möglichen Ursachen und wie lässt sich Übergewicht reduzieren?

Dr. Katrin Busch-Kschiewan: Zahlreiche Gründe sind für die Gewichtszunahme bei Katzen möglich. Nach der Kastration neigen viele Samtpfoten zum Zunehmen, da der Appetit zunimmt und der Energiebedarf gleichzeitig sinkt. Bewegungsmangel bei Wohnungskatzen ist ein weiteres Thema, das ein Zuviel an Pfunden begünstigt. Deshalb sollte man auf eine energieärmere Nahrung für Wohnungskatzen achten und alles tun, um den Stubentiger aktiv zu halten. Natürlich gibt es auch Erkrankungen, die mit Übergewicht einhergehen. Fragen Sie in diesem Fall immer Ihren Tierarzt um Rat!

  1. Lassen sich z. B. Nieren- und Harnwegsprobleme durch die Ernährung günstig beeinflussen?

Dr. Katrin Busch-Kschiewan: Die Ernährung ist in diesem Zusammenhang sogar ein wichtiges Stellglied. Chronische Nierenerkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen bei alten Tieren. Weil Katzen wenig trinken und wenig Urin absetzen, kommt es häufig zu Harnwegsproblemen, insbesondere zu Harnsteinen. Zudem können Übergewicht, Wohnungshaltung oder auch die Rasse die Entstehung begünstigen. Zur Vorbeugung gehören ab einem Alter von zehn Jahren der alljährliche tierärztliche Gesundheitscheck und eine Blutuntersuchung. So lassen sich noch versteckte Erkrankungen, insbesondere der Niere, frühzeitig erkennen und behandeln. Ab einem Alter von sieben Jahren sollte man altersgerechter füttern, das bedeutet, die Nahrung sollte weniger Phosphor enthalten, um die Nieren zu schonen. Ein hochwertiges Futter kann durch unterschiedlichste Aspekte zudem helfen, der Entstehung von Harnsteinen vorzubeugen. Aber auch Katzen, die schon ein Harnsteinleiden hatten, kann mit einer Spezialnahrung geholfen werden.

  1. Haben Sie Tipps für Katzenhalter, deren Tier an Haut- oder Fellproblemen beziehungsweise Juckreiz leidet?

Dr. Katrin Busch-Kschiewan: Leider gibt es für Juckreiz bei Katzen zahlreiche Ursachen. Die Diagnostik ist deshalb schwer und gehört in die Hand eines erfahrenen Tierarztes. Neben Parasiten können unterschiedlichste Allergien und Infektionen eine Rolle spielen. Betroffene Katzenhalter sollten sich deshalb unbedingt an ihre Tierarztpraxis wenden und einen Termin vereinbaren. In schlimmen Fällen empfiehlt sich sogar der Besuch eines Fachtierarztes für Dermatologie.

  1. Welches sind die wichtigsten Tipps zur richtigen Haltung und Pflege einer Katze?

Petra Twardokus: Entscheidend ist eine artgerechte Haltung, bei der sämtliche Bedürfnisse der Samtpfote befriedigt werden. Dazu zählen natürlich ein ruhiger Fress-, Schlafplatz und Standort für die Katzentoilette. Katzen brauchen erhöhte Ruheplätze und Plätze mit Blick nach draußen sowie ausreichend Kratzgelegenheiten. Aber es reicht nicht, nur für das körperliche Wohl zu sorgen, Aufmerksamkeit, Ansprache sowie Streicheleinheiten sind genauso wichtig. Gerade mit Wohnungskatzen muss sich der Halter häufig beschäftigen, um das Tier durch viel Bewegung, Abwechslung und geistige Anregungen auszulasten.

  1. Wie sollte sich der Mensch verhalten, wenn ein junges Kätzchen ins Haus kommt, damit es sich möglichst schnell in der neuen Umgebung einlebt?

Petra Twardokus: Dem Kätzchen unbedingt Gelegenheit geben, sein neues Heim in Ruhe zu erkunden und ihm zeigen, wo es Futter, Wasser, die Katzentoilette und den Kratzbaum findet. Gefahrenquellen sollten bereits im Vorfeld eliminiert werden. Das gilt auch für Zugänge zum Keller oder Stellen hinter Küchenschränken, Heizung oder Couch, wo sich ein ängstliches Tier verkriechen kann. Wichtig ist, es zu nichts zu zwingen und es nicht zu bedrängen. Am besten immer das Kätzchen entscheiden lassen, ob es kommen und gestreichelt werden möchte. Anlocken mit Leckerchen oder Spielaufforderungen sind jedoch empfehlenswert, um eine Bindung herzustellen. Das Kätzchen sollte aber keinesfalls mit Gewalt festgehalten oder auf den Arm genommen werden.

  1. Katzen sollten möglichst nicht als Einzeltier gehalten werden. Wie klappt die Vergesellschaftung von zwei sich bislang fremden Katzen am besten?

Petra Twardokus: Es kommt auf die Persönlichkeit, die Vorgeschichte und die aktuellen Lebensumstände an, denn es gibt keine Garantie, dass sich die neue Katze mit der bisherigen verträgt und umgekehrt. Sie sollten deshalb möglichst vom Alter und vom Naturell her zueinander passen. Der Tipp, zu einem Kater eine Kätzin, funktioniert sehr oft nicht, wenn z. B. ein Rabauke auf ein typisches zart besaitetes „Mädchen“ trifft. Auch, dass ein Kitten eine alte Katze wieder fit macht, entspricht meist nicht den Tatsachen. Der Rat, zu einer ängstlichen Katze eine sehr selbstbewusste und zu einer dominanten eine unterwürfige zu nehmen, ist ebenfalls falsch. Vielmehr sollte ein souveränes, ausgeglichenes Tier bevorzugt werden, das mit dem Naturell des anderen gut klarkommt und keine Konkurrenz für die bisherige Samtpfoten darstellt, die plötzlich nicht nur ihr Zuhause und ihre Ressourcen, sondern auch die Zuneigung und Aufmerksamkeit ihrer Menschen teilen soll.

  1. Wie gewöhnt man einer Katze das Kratzen an den Möbeln ab?

Petra Twardokus: Auch hier ist jeder Fall individuell und es gibt wie immer kein Patentrezept. Hat die Katze adäquate Kratzmöglichkeiten in Form von einem großen Kratzbaum und Kratzmatten. Wo sind diese platziert? Wo genau kratzt die Katze und vor allem in welchen Situationen? Kratzt sie wirklich zur Krallenpflege an den Möbeln, weil eventuell geeignetere Kratzmöglichkeiten fehlen? Oder handelt es sich um Kratzmarkieren, weil die Katze mit diesen sichtbaren Kratzspuren Botschaften hinterlässt oder Revieransprüche gegenüber Mitkatzen anmeldet? Oder aber handelt es sich um ein Aufmerksamkeit heischendes Verhalten, weil die Menschen dann sofort angelaufen kommen?

  1. Lässt sich eine Katze überhaupt erziehen? Worauf müssen Katzenhalter dabei besonders achten?

Petra Twardokus: Es kommt darauf an, was man unter Erziehung versteht. Auf Drill und Kommandos wird eine Katze kaum reagieren, aber sie ist in der Lage, zu lernen und man kann ihr natürlich bestimmte Dinge beibringen. Wichtig ist, mit Lob und Belohnung zu arbeiten, wenn die Katze ein erwünschtes Verhalten zeigt. Schimpfen – höchstens mit einem strengen „Nein“ und erhobenem Zeigefinger wie eine drohend erhobene Katzenpfote, denn längere Ausführungen versteht eine Katze einfach nicht. Bestrafungen vermitteln einem Tier ohnehin definitiv nichts über das erwünschte Verhalten. Häufig geht dabei sogar Vertrauen verloren, weil die Katze aus ihrer Sicht gar nicht versteht, dass sie etwas „falsch“ gemacht hat. Geduld, Ausdauer und absolute Konsequenz – sprich immer gleich zu reagieren und es nicht einmal zu erlauben und dann wieder zu verbieten – sind dagegen unerlässlich.

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