Diagnose Brustkrebs – was jetzt wirklich wichtig ist

„Ich habe keine gute Nachricht. Es ist Brustkrebs.“ Ute H. kann sich noch gut an den Schock erinnern, den die Diagnose seinerzeit bei ihr auslöste. „Für mich brach eine Welt zusammen“, berichtet die heute 61-Jährige. Bereitwillig folgte sie zunächst der Empfehlung ihres Gynäkologen, sich gleich im Brustzentrum der benachbarten Uniklinik vorzustellen und einen schnellen Termin für die Operation zu vereinbaren.

Erst nach der Operation kamen Ute H. Zweifel. Habe ich alles richtig gemacht? Hätte ich nicht doch besser eine Zweitmeinung eingeholt? Entscheidungen unter „gefühltem Zeitdruck“ treffen – diese Erfahrung teilen viele Patientinnen mit Ute H., so Annette Kruse-Keirath von der Patientinneninitiative Allianz gegen Brustkrebs e.V. „Erst nach der Entlassung aus dem Krankenhaus realisieren die Frauen oft, was eigentlich geschehen ist.“

Zeit lassen für Entscheidungen

Brustkrebs ist zwar eine lebensbedrohliche Erkrankung, aber eine sofortige Behandlung ist meist nicht erforderlich. Patientinnen können sich also zunächst Zeit lassen, sollten nichts überstürzen. Oft ist in dieser Zeit schon ein Gespräch mit anderen betroffenen Frauen hilfreich. „Meist fragen die Patientinnen aber erst bei uns an, wenn sie den Krankenhausaufenthalt hinter sich haben“, berichten Brigitte Giese und Isabelle Drösler, die die Allianz gegen Brustkrebs in Hamburg und Regensburg vertreten. „Da ist das Kind dann manchmal schon in den Brunnen gefallen, weil eine Frau sich vielleicht für die falsche Klinik oder für eine Chemotherapie entschieden hat, die ihr womöglich gar keinen Nutzen bringt.“

Information ist (fast) alles

Brustkrebspatientinnen trifft die Diagnose fast immer unvorbereitet. Umso wichtiger ist die richtige Information vor Beginn der Behandlung. Viele Frauen trauen sich aber nicht, das vom Arzt vorgeschlagene Therapiekonzept zu hinterfragen. Doch Ärzte, die wünschen, dass ihre Patientinnen eine kompetente Entscheidung treffen, werden sie über alle in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten informieren und auch eine Zweitmeinung unterstützen, so die Erfahrung der Allianz gegen Brustkrebs.

Doch es kommt auch vor, dass Informationen zu wichtigen Therapieoptionen fehlen, weil die jeweilige Klinik diese nicht anbietet oder die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für bestimmte Tests oder Untersuchungen nicht übernehmen. Manchmal erfährt eine Patientin zum Beispiel erst nach der Chemotherapie, dass sich heute durch spezielle Gentests, wie etwa den EndoPredict-Test, feststellen lässt, ob diese Behandlung für sie überhaupt sinnvoll ist. Frauen mit Tumoren, deren Wachstum von den Hormonen Östrogen und Progesteron beeinflusst wird – bei der Mehrheit der Brustkrebspatientinnen ist das der Fall -, kann dieser Test nicht selten die Chemotherapie ersparen.
Auch über Möglichkeiten wie die einer Bestrahlung während der Operation, innovative Verfahren zum Wiederaufbau der Brust oder die Vorteile eines MRT bei der OP-Planung wird manchmal im Vorfeld nicht gesprochen. Deshalb lautet die Empfehlung: so viel wie möglich fragen, selbst über das Internet recherchieren und schon vor Beginn der Therapie Kontakt mit Selbsthilfegruppen aufnehmen. Informierte Patientinnen können ihrem Arzt die besseren Fragen stellen und so eine besser auf sie zugeschnittene Behandlung bekommen.

Klinik ist nicht gleich Brustzentrum

Nicht jede Klinik ist auf die Behandlung von Brustkrebs spezialisiert. Zertifizierte Brustzentren arbeiten nach anerkannten Qualitätsstandards, die in regelmäßigen Abständen geprüft werden. Die verschiedenen Fachdisziplinen arbeiten hier Hand in Hand und sorgen in ständigem Informationsaustausch für eine optimale Behandlung. Allerdings: Die medizinische Qualität eines Brustzentrums kann noch so gut sein: Wenn die „Chemie“ zwischen Patientin und Ärzten nicht stimmt, wird sich kein Vertrauensverhältnis zwischen beiden aufbauen. Vertrauen zum Arzt ist aber ein ganz entscheidender Faktor für den Erfolg einer Therapie.