Senioren: Bestattungskultur und ein Erinnerungsdiamant

Wahre Leidenschaft kennt keinen Abpfiff – so lautete der Werbeslogan eines Hamburger Beerdigungsinstituts für eine Bestattung auf dem „HSV-Friedhof“. Anhänger des Fußballvereins können sich seit einigen Jahren in unmittelbarer Nähe des Stadions bestatten lassen, das Grab wird mit vielen Fanutensilien geschmückt. Der Traditionsverein aus Norddeutschland war der erste europäische Klub, dem die Fans im wahrsten Sinne des Wortes ewige Treue schwören können: ein besonders skurriles Beispiel für neue Formen der Bestattungskultur. In den südlichen USA hat sich schon länger der Brauch der „Bestattungen mit Musik“ entwickelt, bei der dem Tod das Erschreckende durch fröhliche Musik, etwa durch Jazz, genommen werden soll. Und in Österreich wird manchmal noch die „schöne Leich“ gefeiert. Dabei handelt es sich um die Sitte, einen Verstorbenen standesgemäß bei einem prunkvollen Begräbnisfest zu bestatten.

Mehr Feuer- und weniger Erdbestattungen

Bestattungen gehören wie der Tod zum menschlichen Leben. Aber jede Kultur kennt andere Rituale – und sie befinden sich im Wandel. In Deutschland etwa ist der Anteil der Feuerbestattungen in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen – die traditionelle Erdbestattung gilt längst nicht mehr als Normalfall. In Japan werden dagegen schon längst beinahe 100 Prozent der Bestattungen als Feuerbestattungen durchgeführt. In Deutschland haben neben der Feuerbestattung vor allem Seebestattungen oder die letzte Ruhe in einem Friedwald an Beliebtheit gewonnen, in Frankreich kann man bei einer sogenannten Ballonbestattung die Asche von einem Heißluftballon aus über einem Wiesen- oder Waldgebiet verstreuen lassen.

Erinnerungsdiamanten als völlig neue Bestattungsart

Vor zehn Jahren wurde in der Schweiz eine völlig neue Bestattungsart ins Leben gerufen: die Diamantbestattung. Die Firma Algordanza stellt aus der Asche der Verstorbenen Erinnerungsdiamanten her, die Schweizer sind auch heute der einzige zertifizierte Hersteller dieser Diamanten. Die Beauftragung für die Herstellung erfolgt immer über das lokale Bestattungsunternehmen. Allein in Deutschland zählen bereits mehr als 3.000 Institute zu den Partnern. Zunächst wird der Verstorbene in Deutschland durch diesen lokalen Bestatter eingeäschert, danach geht die Urne in ein Labor in der Schweiz. In einem mehrwöchigen Verfahren unter hoher Temperatur und hohem Druck wird die Kremationsasche dort zu einem Rohdiamanten gepresst und dann in Handarbeit zu einem weiß bis bläulich funkelnden Brillanten geschliffen. Unter www.algordanza.de gibt es alle Informationen.

Jeder Diamant ein Unikat

„Etwa 80 Prozent unserer Kunden lassen diesen Diamanten in ein anderes Schmuckstück einarbeiten. Sehr oft wird aus dem Gold des Eherings des Verstorbenen ein neuer Ring hergestellt, den der hinterbliebene Partner immer bei sich tragen kann“, erläutert Geschäftsführer Andreas Wampl. So bleibe die Erinnerung an den Verstorbenen über Generationen erhalten. Jeder Erinnerungsdiamant sei ein Unikat, Größe und Aussehen können frei gewählt werden.

Gesamter Prozess ist notariell beglaubigt

Ein Zertifikat über die chemische Zusammensetzung der Asche und die Dokumentation über den gesamten Prozess gewährleisten die Herkunft und Echtheit des Diamanten. Im Zuge der Qualitätszertifizierung für die Diamantbestattung nach ISO 9001 wurden alle Prozessschritte vom Empfang der Urnenasche bis zur Überprüfung der Diamanteigenschaft durch einen diplomierten Gemmologen von einem Notar überwacht und darüber eine öffentliche Urkunde ausgestellt.