Experteninterview – Osteoporose

Frauen jenseits der 50 haben ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Wer gegen den Knochenschwund rechtzeitig aktiv wird, kann jedoch wirksam gegensteuern.

Wenn bei Frauen in den Wechseljahren der Östrogenspiegel sinkt, hat das viele Auswirkungen auf den Körper: Eine besonders gravierende Folge ist der Abbau von Knochensubstanz bis hin zum Knochenschwund, Osteoporose. Vor der Menopause schützt das weibliche Geschlechtshormon Östrogen die Knochen. Fällt dieser Schutz weg, beschleunigt sich der alterungsbedingte Abbau und die Belastbarkeit des Knochengerüsts nimmt ab. Dann kann es zu Brüchen kommen – oft als Folge eines Sturzes, aber auch spontan, wobei besonders häufig auch die Wirbelkörper betroffen sind. Um das zu verhindern, ist eine gesunde Lebensweise und im Krankheitsfall eine gezielte Behandlung wichtig.

Vorbeugung durch Bewegung

Wichtig für starke Knochen ist regelmäßige Bewegung. Sie dient nicht nur der Vorbeugung, sondern kann auch helfen, den Knochenschwund zu bremsen, wenn schon eine Osteoporose diagnostiziert wurde. Dann sollte man allerdings auf die richtige Sportart achten: „Natürlich gibt es Sportarten, wo es zu ruckartigen Bewegungen oder starken Stauchungen kommt und die bei fortgeschrittener Osteoporose nicht geeignet sind“, so Heide Ecker-Rosendahl aus Leverkusen, Leichtathletik-Olympia-Siegerin von 1972 und Botschafterin der Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“. „Andere, wie zum Beispiel Nordic Walking oder bestimmte Gymnastikarten, sind eher unbedenklich. Beginnen Sie mit leichten Übungen im Sitzen. Wenn Sie sich sicherer fühlen, können Sie mehr wagen.“ Auch Aktivitäten im Alltag wie Treppensteigen sowie vom Arzt empfohlene Sportgruppen könnten sinnvoll sein. Unter www.osteoporose.de hat die Diplom-Sportlehrerin geeignete Übungen zusammengestellt.

Kalzium für die Knochen

Als wichtige Basis der Osteoporosevorbeugung und -behandlung gilt eine ausreichende Versorgung mit Kalzium. Der Gießener Orthopäde Dr. med. Joachim Cassens empfiehlt dafür Milchprodukte, die es auch in laktosefreier Form gibt. Es lohnt sich auch, zu kalziumreichem Mineralwasser sowie zu grünen Gemüsesorten zu greifen. „Grünkohl ist mit circa 420 Milligramm pro Portion eine der kalziumreichsten Gemüsesorten. Fenchel, Mangold und Broccoli enthalten ebenfalls viel davon. Auch Obstsorten wie Orangen, Himbeeren und Feigen haben einen hohen Kalziumgehalt“, so der Experte. Außerdem rät er zu maßvollem Alkoholkonsum, da Alkohol als Kalziumräuber gilt.

Vitamin D als Basistherapie

Neben Kalzium gehört auch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D zur Vorbeugung und Basistherapie gegen Knochenschwund. Gerade im Winter sind laut dem Endokrinologen und Stoffwechselexperten der Uniklinik Gießen und Marburg Prof. Dr. med. Hilmar Stracke viele Patienten unterversorgt. „Aus diesem Grunde ist eine Prophylaxe mit Vitamin D sinnvoll. Als tägliche Dosis sind 1.000 bis 2.000 IE (Internationale Einheiten) anzuraten“, erklärt er. Bei einer bereits ausgeprägten Osteoporose mit erhöhtem Knochenbruchrisiko raten Fachärzte zu einer zusätzlichen Therapie mit spezifischen Osteoporosemedikamenten. Dazu zählen etwa Bisphosphenate, SERMs, Denosumab und Strontiumranelat. „Neben der täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Tabletteneinnahme gibt es auch Wirkstoffe, die in größeren Abständen in Form von Spritzen oder Infusionen in die Vene verabreicht werden oder unter die Haut gespritzt werden“, erläutert Prof. Stracke.

Das eigene Risiko erkennen

Damit Betroffene rechtzeitig untersucht und behandelt werden, sollte jede Frau ihr persönliches Risiko kennen und erste Vorzeichen richtig deuten. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören die Wechseljahre bei Frauen, familiäre Vorbelastung, geringe körperliche Aktivität, Untergewicht, hohes Lebensalter, zu viel Alkohol und eine unzureichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D. „Bei einem Zusammentreffen von drei starken Risikofaktoren ist eine Knochendichtemessung sinnvoll“, rät die Gynäkologin und Osteoporose-Spezialistin Dr. Vanadin Seifert-Klauss aus München Wenn bereits ein Knochenschwund vorliegt, muss dieser lebenslang behandelt und überwacht werden. Dr. Cassens betont: „In der Regel werden in zwei- bis dreijährigen Abständen eine Knochendichte-Messungskontrolle und eine Laborkontrolle durchgeführt.“ Je nach Verlauf werde dann entschieden, wie die Behandlung weitergeführt wird.

Weitere Informationen im Internet

www.dv-osteologie.de: Neues aus der Forschung und eine Suchfunktion für Osteologen und zertifizierte Osteologische Schwerpunktzentren.

www.osteoporose.de: Auf den Seiten der Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“ gibt es Tipps, Infos, Ratschläge für die Ernährung und ein Bewegungsprogramm zum Mitmachen.

www.osteoporose-deutschland.de: Der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. bietet neben Informationen auch Adressen von Selbsthilfegruppen, Kliniken und Ärzten.